So mancher Jugendliche steht nach der Schule da und weiß erst mal nicht, wie es weitergehen soll. Welcher Beruf ist der richtige? In jeder Ausbildung gehört auch immer noch der schulische Teil dazu. Für so manchen Schüler ist das eher abschreckend. Das Berufsgrundbildungsjahr (kurz: BGJ) kann helfen, denn es bietet Einblicke in dem praktischen Berufsalltag.
Ziele vom BGJ
Bereits im Jahr 1978 wurde das Berufsgrundbildungsjahr ins Leben gerufen. Das Ziel war (und ist es auch heute noch), unentschlossenen Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, sich in einem Beruf zurechtzufinden, ohne sich sofort langfristig festlegen zu müssen. Neben der Möglichkeit zur Selbsterfahrung soll außerdem eine berufliche und schulische Bildung stattfinden. Wer mag, kann im kaufe des BGJ Schulabschlüsse nachholen. Das BGJ richtet sich also an alle Jugendlichen, die sich noch nicht für eine bestimmte Ausbildung entscheiden können oder wollen. Im Unterschied zum Berufsvorbereitungsjahr ist eine der Voraussetzungen aber, dass man schon einen Schulabschluss hat.
Das Berufsgrundbildungsjahr wird in manchen Bundesländern auch Berufsgrundschuljahr genannt. Eine der Voraussetzungen dafür ist, dass man sich an einer Berufsschule anmeldet. Weitere Voraussetzungen sind, dass man noch keine 18 Jahre alt ist und noch keinen Ausbildungsplatz hat. Zur Anmeldung braucht ihr eine komplette Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugniskopien.
Auch wenn man noch keinen Ausbildungsvertrag schließt, wählt man für das BGJ eine bestimmte berufliche Richtung aus. Das kann “Wirtschaft und Verwaltung” sein oder auch ein handwerklicher Bereich. Findet man nach dem BGJ eine Ausbildungsstelle, wird das Berufsgrundbildungsjahr dann als erstes Ausbildungsjahr angerechnet. Die Berufsschulpflicht ist erfüllt. Hat man das BGJ im Bereich “Wirtschaft und Verwaltung” gemacht, kann dann z.B. bei einem Ausbildungsvertrag als Bürokaufmann/-frau oder für andere Berufe das erste Berufsschuljahr angerechnet werden. Die Zeit ist also auf keinen Fall nutzlos und zeigt zukünftigen Arbeitgebern, dass ihr euch wirklich für euren Beruf und euer Leben interessiert. Allerdings gibt es während des BGJ noch kein Geld. Da kein Ausbildungsvertrag geschlossen wird, wird auch keine Ausbildungsvergütung bezahlt.
Für wen ist das BGJ geeignet?
Die Agentur für Arbeit vor Ort berät euch aber über Möglichkeiten und Voraussetzungen zur Förderung. So gibt es die Möglichkeit, Unterstützung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) im Berufsgrundbildungsjahr zu beantragen. Die Voraussetzungen dafür sind, dass man Schüler oder Student an einer Schule, Hochschule oder Akademie ist und die Eltern nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Als Schüler erhält man einen Vollzuschuss, das heißt, das BAföG muss später nicht zurückgezahlt werden. Die Höhe richtet sich nach den persönlichen Voraussetzungen des Schülers und beträgt maximal 645 Euro. Man darf nebenbei aber z.B. einen Minijob haben. Auch als BAföG- Empfänger muss man seinen Anteil an der Sozialversicherung tragen. Dazu erhält man Anteile zur Zahlung von Kranken- und Pflegeversicherung. Das BAföG wird ausdrücklich auch für Schüler gezahlt, die keinen deutschen Pass haben. Ohne Wartezeit können Migranten und Geflüchtete BAföG beantragen, wenn sie eine der folgenden Voraussetzungen erfüllen: sie müssen entweder einen Status als anerkannter Flüchtling nach der Genfer Flüchtlingskonvention haben oder ein anerkannter Asylberechtigter sein oder einen subsidiären Schutzstatus besitzen. Menschen mit einem Duldungsstatus in Deutschland müssen mindestens 15 Monate in Deutschland sein, bevor sie einen Antrag auf BAföG stellen können. Ist ein Asylantrag noch nicht bearbeitet oder abgelehnt worden, kann auch ein BAföG beantragt werden.
Wie sieht es mit der Sozialversicherungspflicht aus?
Im Allgemeinen besteht für Schüler, die das Berufsgrundschuljahr besuchen, eine Versicherungspflicht in der Sozialversicherung. Viele Schüler leben noch zu Hause und sind über ihre Eltern krankenversichert. Andere Beiträge zur Sozialversicherung müssen meist nicht gesondert bezahlt werden, auch wenn im Rahmen des BGJ mehrere Praktika absolviert werden. Für viele Schüler sehr positiv: Grundsätzlich haben die Schüler im Berufsgrundbildungsjahr während der Schulferienzeiten frei.
Fazit
Das Berufsgrundbildungsjahr steht allen Jugendlichen offen, die sich noch nicht für einen der vielen Berufe entscheiden konnten. Es kann auch von Geflüchteten und Schülern mit Behinderungen absolviert werden. Im Berufsbildungsjahr machen die Schüler immer wieder Praktika in einem Betrieb, der zu ihrem Abschluss passt. So hat man die Möglichkeit, zu zeigen, was man kann. Oft werden durch diese Praktika schon Ausbildungsverträge für die Zeit nach dem Berufsgrundbildungsjahr geschlossen. Das Ziel des BGJ ist, jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern.
Alle Fragen rund um das Berufsgrundbildungsjahr und die Voraussetzungen dafür beantwortet die Agentur vor Arbeit vor Ort.
Hier ist ein ausführlicher Selbsttest mit 100 Fragen in Fließtextform, der Dir dabei helfen soll, herauszufinden, ob das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) die richtige Wahl für Dich ist. Am Ende findest Du eine einfache Auswertungsmöglichkeit zur Selbsteinschätzung.
Selbsttest: Passt das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) zu mir?
Beantworte die folgenden Aussagen ehrlich mit „trifft zu“, „trifft teilweise zu“ oder „trifft nicht zu“. Nimm Dir Zeit und denke bei jeder Aussage darüber nach, wie gut sie auf Dich zutrifft.
- Ich habe meinen Schulabschluss bald in der Tasche oder bereits abgeschlossen.
- Ich bin mir noch nicht sicher, welchen Beruf ich erlernen möchte.
- Ich interessiere mich für handwerkliche, technische oder praktische Tätigkeiten.
- Ich möchte meine Chancen auf einen Ausbildungsplatz verbessern.
- Ich habe noch keine feste Zusage für eine Ausbildungsstelle erhalten.
- Ich bin motiviert, Neues auszuprobieren und mich beruflich zu orientieren.
- Ich arbeite gern im Team.
- Ich kann mir vorstellen, in einem handwerklichen oder technischen Beruf zu arbeiten.
- Ich interessiere mich für Berufe im Bereich Holz, Metall, Bau oder Elektrotechnik.
- Ich bin offen für neue Erfahrungen in der Werkstatt oder im Betrieb.
- Ich lerne lieber durch praktische Arbeit als nur durch Theorie.
- Ich habe das Gefühl, dass ich noch nicht reif genug für eine Ausbildung bin.
- Ich möchte erst noch herausfinden, was ich beruflich gut kann.
- Ich brauche noch etwas Zeit, um mich beruflich zu orientieren.
- Ich kann mir vorstellen, ein Jahr intensiv an meiner Zukunft zu arbeiten.
- Ich finde es hilfreich, verschiedene Berufsfelder kennenzulernen, bevor ich mich entscheide.
- Ich bin bereit, regelmäßig zur Schule zu gehen und mitzuarbeiten.
- Ich arbeite gerne mit den Händen.
- Ich interessiere mich für Technik, Werken oder gestalterisches Arbeiten.
- Ich bin bereit, Verantwortung für meine berufliche Zukunft zu übernehmen.
- Ich habe Interesse daran, meine schulischen Leistungen zu verbessern.
- Ich finde es sinnvoll, ein weiteres Schuljahr zu nutzen, um mich zu qualifizieren.
- Ich sehe das BGJ als Chance und nicht als Pflicht.
- Ich bin bereit, mich an Werkstätten, Fachräume und neue Lernformen zu gewöhnen.
- Ich schätze einen strukturierten Alltag mit Theorie und Praxis.
- Ich bin zuverlässig und pünktlich.
- Ich habe keine Angst davor, mich mal schmutzig zu machen oder körperlich zu arbeiten.
- Ich möchte mich weiterentwickeln und Neues über mich lernen.
- Ich bin motiviert, mich auch außerhalb des Klassenzimmers zu engagieren.
- Ich habe keine Angst davor, mich für ein Ziel anzustrengen.
- Ich komme mit neuen Gruppen und neuen Lehrkräften gut zurecht.
- Ich finde es gut, wenn ich von Lehrkräften individuell unterstützt werde.
- Ich möchte am liebsten bald finanziell unabhängig sein.
- Ich könnte mir vorstellen, ein Praktikum im Rahmen des BGJ zu machen.
- Ich finde es gut, dass im BGJ auch fachpraktischer Unterricht angeboten wird.
- Ich arbeite gerne mit Maschinen oder Werkzeugen.
- Ich kann konzentriert und sorgfältig arbeiten.
- Ich möchte lernen, wie man Materialien wie Holz, Metall oder Kunststoff bearbeitet.
- Ich bin neugierig auf verschiedene Berufsbilder und Tätigkeiten.
- Ich wünsche mir, meine beruflichen Interessen besser kennenzulernen.
- Ich möchte mein Allgemeinwissen und Fachwissen verbessern.
- Ich habe im Moment noch keine klare berufliche Perspektive.
- Ich will mich gezielt auf eine Ausbildung vorbereiten.
- Ich möchte meine Noten und meinen Abschluss verbessern.
- Ich bin bereit, mich schulisch und praktisch weiterzubilden.
- Ich habe Interesse an einem späteren Beruf im handwerklich-technischen Bereich.
- Ich kann gut mit Werkzeugen umgehen oder möchte das lernen.
- Ich finde es spannend, Dinge mit den eigenen Händen zu erschaffen.
- Ich habe Lust auf ein Jahr voller neuer Erfahrungen.
- Ich möchte mich in Ruhe und ohne Druck beruflich orientieren.
- Ich schätze klare Strukturen und feste Abläufe.
- Ich bin offen für Feedback und möchte mich verbessern.
- Ich arbeite gerne an Projekten.
- Ich traue mir zu, mich selbst zu organisieren.
- Ich finde es gut, dass das BGJ auch auf Ausbildungsreife und Sozialverhalten eingeht.
- Ich kann mich auch für ein Berufsfeld begeistern, das ich bisher kaum kannte.
- Ich möchte auch lernen, wie man sich auf Bewerbungen vorbereitet.
- Ich finde es hilfreich, Unterstützung bei der Berufswahl zu bekommen.
- Ich möchte mit anderen zusammenarbeiten und voneinander lernen.
- Ich bin bereit, auch schulisch gefordert zu werden.
- Ich finde es gut, Theorie und Praxis zu verbinden.
- Ich wünsche mir mehr Klarheit über meine berufliche Zukunft.
- Ich habe Interesse an einem Bildungsweg, der praxisnah ist.
- Ich könnte mir vorstellen, später eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen.
- Ich finde es wichtig, dass ich im BGJ auch fachliche Grundlagen für eine Ausbildung lerne.
- Ich sehe das BGJ als gute Vorbereitung auf mein Berufsleben.
- Ich schätze die Möglichkeit, verschiedene Berufsfelder auszuprobieren.
- Ich brauche noch etwas Zeit, um reifer zu werden für den Ausbildungsmarkt.
- Ich finde es wichtig, mit erfahrenen Lehrkräften und Ausbildern zu arbeiten.
- Ich wünsche mir eine intensive Betreuung und Unterstützung im Schulalltag.
- Ich habe noch keine konkrete Berufsvorstellung, aber viele Interessen.
- Ich möchte mich mit Gleichaltrigen austauschen, die in einer ähnlichen Situation sind.
- Ich finde es sinnvoll, nicht direkt in eine Ausbildung zu starten, sondern mich vorzubereiten.
- Ich habe kein Problem damit, mich einem neuen schulischen Umfeld anzupassen.
- Ich finde es gut, dass das BGJ mich auf verschiedene Wege vorbereitet.
- Ich bin bereit, mich mit meinen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen.
- Ich habe Interesse daran, im Unterricht auch praktisch aktiv zu sein.
- Ich kann mir vorstellen, am Ende des BGJ besser zu wissen, was ich will.
- Ich sehe das BGJ als eine Investition in meine Zukunft.
- Ich finde es gut, dass das BGJ auch zur Berufsorientierung beiträgt.
- Ich brauche Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche.
- Ich möchte zeigen, dass ich motiviert bin, auch wenn ich noch keine Ausbildung habe.
- Ich habe Lust, handwerkliche Grundkenntnisse zu erwerben.
- Ich wünsche mir, meine Stärken besser zu erkennen.
- Ich bin bereit, regelmäßig Leistung zu zeigen und mich anzustrengen.
- Ich arbeite gerne mit konkreten Aufgaben, bei denen man etwas „sieht“.
- Ich möchte nicht nur auf Noten reduziert werden, sondern auch als Person wahrgenommen werden.
- Ich kann mir vorstellen, Verantwortung für meine Entwicklung zu übernehmen.
- Ich wünsche mir mehr Zeit für die Berufsfindung.
- Ich finde es motivierend, in einem Schuljahr viele neue Eindrücke zu sammeln.
- Ich brauche noch etwas Struktur und Begleitung, um mich beruflich zu orientieren.
- Ich finde es hilfreich, im BGJ Grundlagen in Mathe, Deutsch und Technik zu wiederholen.
- Ich habe Lust, an meiner Zukunft zu arbeiten, auch wenn es anstrengend ist.
- Ich sehe das BGJ als gute Überbrückung, wenn ich noch keinen Ausbildungsplatz habe.
- Ich bin offen dafür, auch Berufe kennenzulernen, die ich noch nicht auf dem Schirm hatte.
- Ich möchte handlungsorientiert lernen.
- Ich sehe es als Vorteil, dass ich im BGJ auch berufspraktische Fähigkeiten erwerbe.
- Ich kann mir vorstellen, das BGJ als Sprungbrett für meine Ausbildung zu nutzen.
- Ich möchte ein besseres Bild von meinen Talenten und Interessen bekommen.
- Ich bin bereit, ein Jahr lang an mir zu arbeiten, um danach besser vorbereitet in die Ausbildung zu starten.
Auswertung:
Zähle, wie viele Aussagen auf Dich zutreffen:
- 80–100 mal „trifft zu“:
Das Berufsgrundbildungsjahr passt sehr gut zu Dir. Du bist motiviert, Dich beruflich zu orientieren und bereit, die Chancen des BGJ intensiv zu nutzen. - 60–79 mal „trifft zu“:
Das BGJ könnte eine sinnvolle Wahl für Dich sein. Du hast Interesse und brauchst vermutlich noch Zeit und Orientierung – das bietet Dir das BGJ. - 40–59 mal „trifft zu“:
Du bist unentschlossen. Überlege, ob Dir eher ein anderes Angebot zur Berufsorientierung hilft. Ein Beratungsgespräch kann Dir bei der Entscheidung helfen. - Weniger als 40 mal „trifft zu“:
Das Berufsgrundbildungsjahr ist vermutlich nicht das Richtige für Dich. Du solltest Alternativen prüfen, z. B. den direkten Einstieg in eine Ausbildung oder ein Praktikum.