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Gedichtinterpretation schreiben

Gedichtinterpretation schreiben
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Das Thema “Gedichtinterpretation schreiben” gehört wohl eher weniger zu den beliebten Aufgabenstellungen im Deutschunterricht. Für viele Schülerinnen und Schüler gilt eine Gedichtinterpretation als (sehr) schwierig und die Frage “Was wollte die Dichterin bzw. der Dichter ausdrücken?” als unbeantwortbar. Doch das muss nicht so sein! Wir geben dir einen umfassenden Überblick über dieses Thema sowie viele Tipps für ein erfolgreiches Schreiben deiner Gedichtinterpretation.

Gedichtinterpretation schreiben

Die einen finden sie langweilig, die anderen absolut faszinierend: die Aufgabe “Eine Gedichtinterpretation schreiben”. Sich mit einem Gedicht zu befassen, es zu verstehen und seine Bedeutung zu entschlüsseln kann bei dem einen zu einem erhöhten Stresspegel führen, einen anderen jedoch in den Bann ziehen und beruhigen. So oder so, das Schreiben einer Gedichtinterpretation steht zumindest mit dem Beginn der Schulzeit auf dem Plan eines Jeden – teilweise auch danach: im Rahmen eines beruflichen Einstellungstests oder einer anderen Prüfung abseits der Schulzeit.

Gedichtanalyse vs. Gedichtinterpretation

Eine Gedichtinterpretation baut auf eine Gedichtanalyse auf. Man kann daher sagen, dass die Analyse als “Vorarbeit” einer Gedichtinterpretation gilt. Im Fokus stehen dabei sowohl der Inhalt als auch die Form sowie die Sprache des Gedichts. Gilt es diese Bestandteile des Gedichts in einer Analyse zu erfassen, so geht es bei der anschließenden Interpretation um die inhaltliche sowie sprachliche Deutung bzw. Wirkung der in der Analyse gemachten Beobachtungen.

Fragen, wie “Was wollte die Dichterin bzw. der Dichter mit dem Gedicht sagen?” oder “Welche Wirkung erzielen die eingesetzten sprachlichen Mittel?” werden anhand einer Gedichtinterpretation beantwortet.

Hinweis: Achte bei der Aufgabenstellung stets darauf, ob du lediglich eine Gedichtanalyse, eine Analyse inkl. Interpretation oder nur eine Interpretation schreiben sollst. Eine typische Aufgabenstellung könnte lauten “Analyse und interpretiere das Gedicht …”. In diesem Fall stehen dir zwei Vorgehensweisen zur Verfügung:

1. Vorgehensweise

  • Einleitung
  • Hauptteil: Analyse und Interpretation
    • 2.1 Inhalt
    • 2.2 Form
    • 2.3 Sprache
  • Schluss

2. Vorgehensweise:

  • Einleitung
  • Hauptteil:
    • 2.1 Analyse
      • 2.1.1 Inhalt
      • 2.1.2 Form
      • 2.1.3 Sprache
    • 2.2 Interpretation
      • 2.2.1 Inhalt
      • 2.2.2 Form
      • 2.2.3 Sprache
  • Schluss

Im Folgenden gehen wir genauer auf den Aufbau einer Gedichtinterpretation ein.

Aufbau einer Gedichtinterpretation

Der Aufbau einer Gedichtinterpretation gleicht dem typischen Aufbau eines Deutschaufsatzes: Einleitung, Haupt- und Schlussteil. Wie bereits erwähnt, gilt es vor der eigentlichen Interpretation zunächst das Gedicht zu analysieren. Bei den nachfolgenden Ausführungen betrachten wir jedoch lediglich das Thema “Eine Gedichtinterpretation schreiben”.

Einleitung

In der Einleitung werden die formalen sowie inhaltlichen Punkte des Gedichts kurz beschrieben. Dazu gehören – wenn angegeben bzw. erschließbar – diese Bestandteile:

  • Titel des Gedichts
  • Autorin bzw. Autor
  • Entstehungsjahr
  • Gedichtart
  • Gedichtgattung
  • Epoche des Gedichts
  • Thema des Gedichts
  • Erster Eindruck zur Stimmung
  • Hypothese über die Bedeutung

Hauptteil

Im Hauptteil wird das Gedicht genauer analysiert sowie auf mehrere Aspekte hin gedeutet. Dazu gehören:

  • Formale Eigenschaften
    • Reimschema
    • Strophenlänge, -art und -aufbau
    • Verslänge, -art und -aufbau
  • Sprachliche Eigenschaften
    • Stilmittel
    • Satzbau
    • Wortwahl
    • Rhetorische Mittel
  • Inhaltliche Eigenschaften
    • Thema
    • Gliederung
    • Erzähl-Standpunkt (“Lyrisches Ich”)

Tipp für eine mögliche Gliederung des Hauptteils:

  • Beantworte zunächst die Frage nach dem Inhalt: “Was ist der Inhalt des Gedichts?”
  • Befasse dich danach mit der Frage nach dem “lyrischen Ich”: “Wird ein “lyrisches Ich” deutlich, das Gedanken ausdrückt?”
  • Analysiere im Anschluss den Aufbau: “Welchen Aufbau, welches Reimschema sowie welches Versmaß besitzt das Gedicht?”
  • Gehe danach auf die sprachlichen Besonderheiten ein: “Wie ist die Wortwahl, der Satzbau sowie die Sprechweise und welche sprachlichen Mittel werden genutzt?”
  • Blicke auf den Hintergrund: “Wie lässt sich das Gedicht historisch sowie literaturgeschichtlich einordnen?”
  • Beende deinen Hauptteil mit der entscheidenden Deutung: “Was für ein Gesamtbild geben die analysierten Punkte und welche Aussage steckt hinter dem Gedicht?”

Hinweis: Achte bei deinen Ausführungen stets darauf, den Inhalt mit den jeweiligen Eigenschaften und Formalien zu verbinden. Belege deine Angaben immer mit einer Zeilenangabe. Sollte jedoch keine Zeilenangabe im Gedicht vorgegeben sein, schreib dies dazu.

Schluss

Der Schlussteil stellt den Abschluss deiner Gedichtinterpretation dar. Gehe dabei möglichst auf Folgendes ein:

  • Eigener Eindruck
  • Wirkung der Eigenschaften, besonders der Rhetorik
  • Welche Verse oder Strophen sind hervorzuheben?
  • Einordnung in die zeitlichen Hintergründe

Gedichtinterpretation schreiben: Die wichtigsten Stilmittel im Überblick

Durch das Verwenden sprachlicher Mittel kann die Dichterin bzw. der Dichter einen bestimmten Inhalt des Gedichts unterstreichen. So kommt beispielsweise die Reimart “Umarmender Reim” besonders häufig bei Liebesgedichten vor, weil eben diese Reimform die Umarmung eines Liebespaares ausdrücken soll. Viele kurze Sätze können zum Beispiel die Spannung steigern, so dass dieser Satzbau häufig bei Gedichten mit einem spannenden Inhalt zu finden ist.

Bevor du also mit dem Schreiben deiner Interpretation beginnst, solltest du dich mit den gängigen Stilmitteln beschäftigen. Zwar hat die Autorin bzw. der Autor nicht immer alle dieser nachfolgenden Stilmittel in ihrem bzw. seinem Gedicht eingebaut, kennen solltest du sie aber dennoch:

Akkumulation

Bei einer Akkumulation werden statt und trotz eines Oberbegriffs mehrere Unterbegriffe verwendet. Dadurch wird die Wirkung der Begriffe verstärkt. Das Stilmittel gibt dem Lesenden ein klareres Bild der Situation.

  • “Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!” (Faust I, Goethe)
  • “Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städt und Felder” (Nun ruhen alle Wälder, Paul Gerhardt)

Alliteration

Die Alliteration ist daran zu erkennen, dass mehrere Wörter gleich beginnen. Hierbei geht es um den Klang der Wörter, so dass auch Anfangsbuchstaben “K” und “C”, wenn das “C” wie ein “K” gesprochen wird, damit gemeint sind.

  • “der Rubel rollt”
  • “Bei Wind und Wetter”
  • “Feuer und Flamme”

Anapher

Eine Anapher zeichnet sich durch die Wortwiederholung am Beginn des darauffolgenden Vers, der Strophe oder Sätze aus.

  • “Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll” (Der Fischer, Goethe)
  • “Ja, da kann man sich doch nur hinlegen, / Ja, da muß man kalt und herzlos sein. / Ja, da könnte so viel geschehen.”  (Dreigroschenoper, Bertholt Brecht)

Antithese

Bei der Antithese werden gegensätzliche Begriffe oder Gefühle in Zusammenhang gebracht.

  • “Wie Himmel und Hölle”
  • “Tag und Nacht”
  • “Freund und Feind”

Chiasmus

Beim Chiasmus werden Sätze, Satzglieder oder Satzarten kreuzweise entgegengesetzt direkt hintereinander angeordnet.

  • “Ach Gott! Die Kunst ist lang; / Und kurz ist unser Leben.” (Faust I, Goethe)
  • “der Herr brach das Brot, / das Brot brach den Herrn.” (Fadensonnen, Paul Celan)

Ellipse

Das Stilmittel der Ellipse zeichnet sich durch die Auslassung von Wörtern aus. Dadurch soll der Fokus auf die wichtigen Wörter gelenkt und diese hervorgehoben werden.

  • “Erst die Arbeit (kommt), dann (kommt) das Vergnügen.”
  • “Was (tun wir) nun?”
  • “Je schneller (es los geht), desto besser (sind wir gewappnet).”

Epipher

Das Gegenstück einer Anapher ist die Epipher. Bei ihr werden die Wörter am Ende der Strophe, des Satzes oder Satzteils wiederholt.

  • “O Mutter! Was ist Seligkeit? / O Mutter! Was ist Hölle? / Bei ihm, bei ihm ist Seligkeit! / Und ohne Wilhelm Hölle!” (Leonore, Gottfried August Bürger)
  • “Ihr überrascht mich nicht / erschreckt mich nicht” (Maria Stuart, Schiller)

Euphemismus

Im Euphemismus werden Begriffe oder Eigenschaften beschönigend formuliert. Dieses Stilmittel wird dazu benutzt, etwas zu verharmlosen und unbedeutender zu formulieren.

  • “Bescheidene Verhältnisse” für arm
  • “friedlich eingeschlafen” für gestorben
  • “Herausforderung” für Problem

Hyperbel

Eine Hyperbel bezeichnet eine starke Über- oder Untertreibung.

  • “Ein Meer aus Tränen weinen”
  • “Ich habe dich zum Fressen gern”
  • “Heu gibt es wie Sand am Meer”
  • “Eine Ewigkeit warten”

Metapher

Eine Metapher ist die bildliche Beschreibung eines Ausdrucks. Das Verwenden vieler Metaphern lässt ein Gedicht lebendiger erscheinen.

  • “Rosarote Brille”
  • “Das Herz brechen”
  • “Die Nadel im Heuhaufen”
  • “Rabeneltern”

Oxymoron

Im Stilmittel Oxymoron werden gegensätzliche Begriffe zu einem vereint.

  • “bittersüß”
  • “stummer Schrei”
  • “alter Knabe”

Parallelismus

Der Parallelismus bezeichnet eine gleiche Abfolge von Satzgliedern in zwei gleichen Satzarten direkt hintereinander. Somit ist der Parallelismus das Gegenteil des Chiasmus.

  • “Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee.”
  • “Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen”

Personifikation

Das Stilmittel der Personifikation macht aus Begriffen sowie allgemeinen Zuständen Personen bzw. Lebewesen.

  • “Die Sonne lacht.”
  • “Der Tag verabschiedet sich.”
  • “Vater Staat”

Symbol

Als Symbol wird eine Veranschaulichung durch ein bildliches Zeichen verstanden.

  • “weiße Taube” für Frieden
  • “Kreuz” für das Christentum
  • “rote Rose” für Liebe

Vergleich

Das Stilmittel des Vergleichs wird zur Veranschaulichung genutzt. Dabei werden bildliche Gegenüberstellungen benutzt, die mindestens eine Gemeinsamkeit ausweisen.

  • “Stark wie ein Löwe”
  • “Klein wie eine Maus”
  • “Finster wie die Nacht”

Eine Gedichtinterpretation schreiben – Tipps

Auch, wenn ein Gedicht keinem anderen gleicht und somit auch eine Interpretation von Gedicht zu Gedicht unterschiedlich verläuft, so können dir diese Tipps dennoch bei dem Verfassen einer Gedichtinterpretation helfen:

  • Markiere dir zur Vorbereitung wichtige Passagen und / oder Stilmittel im Gedicht, so dass du diese schnell wiederfindest – am besten mit unterschiedlichen Farben.
  • Achte auf eine sinnvolle Gliederung sowie passende Übergänge.
  • Falls du genügend Zeit hast, schreibe deine Interpretation in Stichpunkten vor, bevor du mit der Reinschrift beginnst.
  • Verwende für jede einzelne Deutung Zitate aus dem Gedicht und verdeutliche so, auf welche Textstellen du dich gerade beziehst.
  • Fasse ähnliche sprachliche Aspekte zusammen! Enthält das zu interpretierende Gedicht beispielsweise mehrere Metaphern, reicht es, wenn du dies als Oberbegriff nennst und ein paar entsprechende Beispiele als Beleg ausweist.
  • Vergiss im Schlussteil nicht, auf deinen Gesamteindruck einzugehen. Nutze an dieser Stelle persönliche Eindrücke.
  • Kontrolliere vor der Abgabe deinen Aufsatz hinsichtlich der Orthografie. Rechtschreibfehler führen zu Punktabzügen.

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