An vielen Grundschulen wird das Fach Ethik als Alternative zum Religionsunterricht angeboten. Einen Anspruch auf den Ethikunterricht für ihre Kinder haben die Eltern aber nicht. Wir erklären, was sich hinter dem Schulfach Ethik verbirgt.
Was bedeutet Ethik?
Allgemeine Definition von Ethik: Die Ethik ist eine Teildisziplin der Philosophie, welche sich mit dem menschlichen, moralischen Handeln befasst. Das Wort Ethik stammt aus dem griechischen Wort “ethos” ab, mit dem Sitten, Bräuche und Handlungen gemeint sind. Die Ethik versucht anhand von Begründbarkeit und Reflexion für verschiedene Lebensbereiche und Situationen Handlungsempfehlungen, gültige Normen und Werte zu definieren.
Ethik in der Grundschule
Ethik in der Grundschule verfolgt den Zweck, die Reflexionskompetenz, Handlungskompetenz und emotionale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Die Schüler sollen verstärkt über die Werte, Normen und Vorstellung eines guten Lebens nachdenken. Sie sollen Fähigkeiten entwickeln, die eigenen Gefühle besser wahrzunehmen und sich in andere hinein zu fühlen. Regeln sollen verstanden und anhand von Übungen angewandt werden.
Welche verschiedene Formen von Ethik gibt es?
Die Disziplin Ethik ist sehr breit gefasst, sie beschäftigt sich mit vielen Bereichen unseres Glauben und Handlungen. Dazu gehört unsere Identität, unserem Temperament, das Zusammenleben in Gemeinschaften, unser Bezug zur Natur und Umwelt, der Umgang mit Zeit, der Vergangenheit und der Zukunft. Man unterscheidet in der Geschichte der Ethik unterschiedliche Positionen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Hier sind die wichtigsten Meilensteine zusammengefasst:
Nikomachische Ethik nach Aristoteles
Aristoteles gilt als einer der Begründer der Ethik, welcher diese als eigene Disziplin gesehen hat. Ihm haben wir die Nikomachische Ethik zu verdanken, welche beschreibt wie man lernt ein guter Mensch zu sein und ein glückliches Leben führen kann. Das höchste Gut (Vollkommenheit) wird dabei durch Glückseligkeit erreicht. Aristoteles gilt als Vertreter der teleologischen Ethik.
Teleologische Ethik
Die teleologischen Ethik geht davon aus, dass jedes Lebenwesen (auch der Mensch) naturgegebene Ziele verfolgt, die einem bestimmten Zweck diesen. Der Zweck (z.B. Glück, Nutzen) und die Folgen einer Handlung bestimmten deren Richtigkeit (Verantwortungsethik).
Deontologische Ethik
Ein früher Vertreter der deontologischen Ethik war Immanuel Kant. Die deontologische Ethik wird auch als Gesinnungsethik bezeichnet. Diese sagt, dass bestimmte Handlungen schon aufgrund ihrer Inneren Beschaffenheit als gut gelten. Eine bekannte Handlungsempfehlung nach der deontologischen Ethik ist: “Was du nicht willst, das man dir tut, das füg’ auch keinem anderen zu.”
Christliche, religiöse Ethik
In der christlichen und allgemein in der religiösen Ethik halten wir fest: “Es ist das gut, was der Wille Gottes ist!”. Gottes Wille lässt sich in der Natur beobachten, beispielsweise durch uns in die Wiege gelegte Vernunft. Die Offenbarung (Bibel, Koran, Tanach) zeigt und die rechten Handlungen auf.
Ethische Prinzipien und Tugenden
Aristoteles erkannte, dass wir unser irrationales, triebhaftes Handeln zähmen müssen. Dabei wird die Praxis des Maßhaltens gelehrt. Die ethischen Tugenden resultieren aus der goldenen Mitte zwischen Übermaß und Mangel. Als Beispiel sei hier die Tugend Tapferkeit genannt. Zu viel Tapferkeit wirkt falsch und tollkühn, zu wenig wird als feige angesehen. Somit muss in jeder Situation das richtige Maß gefunden werden.
Ethik in der Medizin und Pflege
In der Medizinethik haben sich die folgenden vier Grundsatzprinzipien des ärztlichen Handelns durchgesetzt:
- Selbstbestimmungsrecht des Patienten (respect for autonomy)
- Prinzip der Schadensvermeidung (non-maleficence)
- Patientenwohl (beneficence )
- Soziale Gerechtigkeit (justice)