Erste Hilfe am Hund: Leitfaden, Notfälle und Prüfungsvorbereitung
Bist du bereit, in einer Notsituation schnell und sicher zu handeln, wenn es deinem Hund schlecht geht? Erste Hilfe am Hund kann im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden. In diesem Beitrag erhältst du einen strukturierten Überblick über das richtige Vorgehen, wichtige Vitalwerte, typische Notfälle und erfährst, wie du dich mit einem Onlinekurs gezielt auf eine Prüfung oder einen Test im Bereich Erste Hilfe am Hund vorbereiten kannst.
Alles was du wissen musst
Was ist Erste Hilfe am Hund?
Unter Erste Hilfe am Hund versteht man alle Maßnahmen, die du als Halterin oder Halter unmittelbar ergreifst, bis ein Tierarzt die Behandlung übernimmt. Ziel ist stets, den Zustand deines Hundes zu stabilisieren, Schmerzen zu lindern, lebenswichtige Funktionen zu sichern und Folgeschäden zu vermeiden. Erste Hilfe ersetzt niemals den Tierarzt, sondern überbrückt nur die Zeit bis zur professionellen Versorgung
FAQ Erste Hilfe am Hund
Immer bei schweren Verletzungen, Verdacht auf Vergiftung, Atemnot, Krämpfen, Anzeichen einer Magendrehung, starkem oder lang anhaltendem Erbrechen und Durchfall, auffälligen Schleimhäuten oder Bewusstseinsstörungen.
Erste Hilfe am Hund
- Interaktive Übungsaufgaben & Lösungen
- Erklärvideos, Erfahrungsberichte & Insidertipps
- Zugang zur Plakos Lern-App
Allgemeiner Leitfaden in Notfallsituationen
In einer Notsituation hilft dir ein klarer Ablauf, ruhig und gezielt zu handeln. Du kannst dich am folgenden Leitfaden orientieren:
Alles was du wissen musst
Normale Vitalwerte beim Hund
Damit du Veränderungen besser einschätzen kannst, solltest du die Normalwerte deines Hundes kennen:
Atmung im Ruhezustand
Kleine Hunde: etwa 20 bis 50 Atemzüge pro Minute
Große Hunde: etwa 10 bis 30 Atemzüge pro Minute
Der Hund darf dabei nicht hecheln.
Puls
Kleine Hunde: etwa 80 bis 120 Schläge pro Minute
Große Hunde: etwa 60 bis 80 Schläge pro Minute
Körpertemperatur
Normal: etwa 38 bis 39 Grad Celsius
Schleimhäute
Blass rosa, feucht und glänzend. Nach leichtem Druck auf das Zahnfleisch wird die Stelle kurz weiß und sollte innerhalb von ein bis zwei Sekunden wieder rosa werden.
So misst du die Werte:
Atmung: Brustkorbbewegungen zählen
Puls: Innenseite des Oberschenkels mit Zeige- und Mittelfinger tasten
Herzschlag: hinter dem linken Ellbogen an der Brustseite fühlen
Temperatur: mit digitalem Fieberthermometer rektal messen
Schleimhäute: Oberlippe anheben, Zahnfleisch ansehen, Rückfärbung testen
Allgemeiner Leitfaden in Notfallsituationen
Reagiert dein Hund nicht, atmet nicht oder du spürst keinen Herzschlag, musst du sofort handeln:
Lagerung
Lege deinen Hund auf die rechte Körperseite.Atemwege kontrollieren
Maul öffnen, Zunge herausziehen, nach Fremdkörpern oder Erbrochenem schauen und, falls möglich, vorsichtig entfernen.Herzdruckmassage
Lege beide Hände flach übereinander auf den Brustkorb hinter dem linken Ellbogen. Drücke den Brustkorb etwa ein Drittel ein, in einem Rhythmus von etwa 120 Kompressionen pro Minute.Beatmung
Nur wenn keine Fremdkörper im Maul sind: Zunge wieder ins Maul legen, Fang schließen, mit deinen Lippen die Nase umschließen und alle fünf Sekunden beatmen, bis sich der Brustkorb hebt.Zusammenarbeit zu zweit
Idealerweise macht eine Person die Herzdruckmassage, die andere beatmet den Hund. Bist du allein, orientiere dich grob an 30 Kompressionen und anschließend zwei Beatmungen.
Setze die Wiederbelebung fort, bis ihr beim Tierarzt seid oder professionelle Hilfe übernimmt.
Kleine Wunden
Wunde vorsichtig reinigen, mit einem sauberen Tuch oder steriler Kompresse abdecken.
Starke Blutung
Druckverband anlegen. Material auf die Wunde legen, fest umwickeln und regelmäßig kontrollieren, ob die Blutung nachlässt.
Offene Wunden am Bauch oder Brustkorb
Immer mit einem sauberen, feuchten Tuch abdecken, um Infektionen zu vermeiden. Sofort zum Tierarzt fahren.
Knochenbrüche
Betroffene Gliedmaße ruhigstellen. Eine Schiene (z. B. Stock, Latte) anlegen und sorgfältig fixieren. Offene Brüche zusätzlich mit feuchtem Tuch abdecken. Der Hund sollte möglichst wenig laufen oder sich bewegen.
Bissverletzungen
Wunde reinigen, abdecken und unbedingt tierärztlich untersuchen lassen. Hundespeichel enthält Keime, innere Verletzungen sind von außen oft nicht erkennbar.
Fremdkörper im Körper
Steckt ein Fremdkörper sichtbar im Körper, darfst du ihn nicht entfernen. Polstere ihn mit weichen Tüchern oder Watte und fixiere ihn vorsichtig, dann sofort zum Tierarzt.
Fremdkörper im Maul oder Rachen
Lässt sich der Fremdkörper leicht entfernen, kannst du ihn vorsichtig herausnehmen. Gelingt das nicht, belasse ihn im Maul und fahre direkt zum Tierarzt. Bei Fäden niemals ziehen, es könnte noch eine Nadel daran hängen.
Fremdkörper im Auge
Niemals selbst herausziehen. Auge mit einem feuchten Tuch abdecken, Hund am Kratzen hindern und schnell zum Tierarzt.
Magendrehung
Vor allem bei großen Hunden ein lebensbedrohlicher Notfall. Anzeichen:
stark aufgeblähter, schmerzhafter Bauch
Würgen ohne Erbrechen
schnelle Verschlechterung des Allgemeinzustands
erhöhte Atemfrequenz, schwacher Puls
Hier sind keine Eigenmaßnahmen erlaubt. Sofort Tierarzt oder Tierklinik aufsuchen.
Hitzschlag
Auslöser sind Hitze im Auto, starke Anstrengung bei hohen Temperaturen oder direkte Sonne. Anzeichen:
starkes Hecheln
Erbrechen und Durchfall
vermehrter Speichelfluss
Krämpfe
Kreislaufkollaps
Erste Maßnahmen: Hund aus der Hitze bringen, mit lauwarmen nassen Tüchern langsam kühlen (zuerst Pfoten, dann Körper), Wasser anbieten (bewusstlosen Hund nie trinken lassen) und auf schnellstem Weg zum Tierarzt fahren.
Typische Gifte sind zum Beispiel Schokolade, Zwiebelgewächse, rohe Kartoffeln, Weintrauben, Rosinen, Macadamianüsse, Xylit, Medikamente, Reinigungsmittel, Frostschutzmittel, Rattengift, Schneckenkorn und giftige Pflanzen.
Bei Verdacht auf Vergiftung:
sofort Tierarzt anrufen
bekannte Substanz nennen
bei unbekannter Substanz, wenn möglich, Probe mitnehmen (Handschuhe oder Beutel verwenden)
Hund nicht zum Erbrechen bringen, keine Flüssigkeit einflößen
Alles was du wissen musst
Wann du unbedingt zum Tierarzt musst
Du solltest deinen Hund auf jeden Fall einem Tierarzt vorstellen, wenn:
sich sein Allgemeinbefinden verschlechtert
Erbrechen oder Durchfall mehrfach auftreten
Schleimhäute trocken, blass oder glanzlos wirken
Probleme beim Harnabsatz auftreten oder der Urin verfärbt ist
Pupillen unterschiedlich groß sind
dein Hund taumelt oder Krämpfe zeigt
ein Unfall passiert ist, auch ohne sichtbare Verletzungen
Beispielaufgaben aus dem Kurs
- Aufgabe 01
- Lösung 01
Dein Hund zeigt starkes Hecheln, Erbrechen, Durchfall und war zuvor bei hohen Temperaturen in der Sonne. Was machst du als Erstes?
Musterlösung: Hund sofort aus der Sonne an einen kühlen Ort bringen, mit lauwarmen nassen Tüchern langsam abkühlen (zuerst Pfoten, dann Körper) und umgehend einen Tierarzt kontaktieren bzw. anfahren.
- Aufgabe 02
- Lösung 02
Dein Hund hat eine stark blutende Wunde am Bein. Wie gehst du vor?
Musterlösung: Wunde möglichst kurz reinigen, mit einem sauberen Tuch abdecken und einen Druckverband anlegen. Hund ruhig halten und schnell zum Tierarzt bringen.
- Aufgabe 03
- Lösung 03
Du vermutest, dass dein Hund eine giftige Substanz aufgenommen hat. Was ist der richtige Ablauf?
Musterlösung: Sofort Tierarzt informieren, wenn möglich Substanz nennen. Bei unbekannter Substanz eine Probe sicherstellen (z. B. im Beutel, mit Handschuhen). Hund nicht zum Erbrechen bringen und ihm nichts einflößen.
- Aufgabe 04
- Lösung 04
Du möchtest die Vitalwerte deines Hundes prüfen. Welche Beobachtung spricht für einen normalen Zustand?
Musterlösung: Atmung ruhig, nicht hechelnd, Schleimhäute blass rosa, feucht und glänzend, normale Temperatur (etwa 38 bis 39 Grad), Puls im rassetypischen Normalbereich.